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Monoklonale B Lymphozytose

Stand August 2015
Dies ist nicht die aktuelle Version. Siehe: Monoklonale B-Zell Lymphozytose

1Zusammenfassung

Die Monoklonale B-Zell-Lymphozytose (MBL) ist ein relativ häufiger Befund in der hämatologischen Diagnostik. Eine MBL findet sich in der Allgemeinbevölkerung bei etwa 0,5-5%, die Prävalenz steigt mit dem Alter. Die MBL ist keine Krankheit per se, kann aber ein Hinweis auf ein indolentes Non-Hodgkin Lymphom sein.

2Grundlagen

2.1Definition und Basisinformationen

Die Monoklonale B-Zell-Lymphozytose (MBL) ist definiert durch den Nachweis einer monoklonalen B-Zell-Population im peripheren Blut mit [2]:

  • Leichtkettenrestriktion (kappa:lambda von ≥3:1 oder <0,3:1) oder

  • monoklonalem Immunglobulin-Schwerkettengen-Rearrangement oder

  • 25% B-Zellen mit niedriger oder fehlender Expression von Oberflächen-Immunglobulinen oder

  • eine B-Zellpopulation mit einem aberranten Immunphänotyp

Die entsprechenden Befunde müssen für mindestens 3 Monate reproduzierbar und stabil sein.

Die folgenden Kriterien schließen jedoch eine MBL aus:

  • Lymphadenopathie oder Organomegalie oder

  • assoziierte Autoimmunerkrankung (z.B. AIHA) oder infektiöse Komplikation oder

  • B-Lymphozyten >5 G/l im peripheren Blut oder

  • jedes andere Merkmal einer manifesten lymphoproliferativen Neoplasie

In 80% der Fälle weist die MBL einen CLL-Phänotyp auf („CLL-like MBL“: Leichtkettenrestriktion, CD5+/CD19+/CD20low/CD23+/Iglow). Die beiden häufigsten abweichenden Phänotypen sind die MBL mit atypischem CLL-Phänotyp (Leichtkettenrestriktion, CD5+/CD19+/ CD20+/CD23+/Ig+ oder CD5+/CD19+/ CD20low/CD23-/ Ig+) und die MBL mit Non-CLL-Phänotyp (Leichtkettenrestriktion, CD5-/CD19+/CD20+/ Ig+) [3].

2.2Epidemiologie

Eine MBL findet sich in der Allgemeinbevölkerung bei etwa 0,5-5% [4]. Die Prävalenz ist dabei abhängig von der diagnostischen Methode einerseits und dem Patientenalter andererseits. Mit zunehmendem Alter steigt die Prävalenz an und ist überdies deutlich erhöht bei Personengruppen mit Verwandten ersten Grades, die an einer manifesten lymphoproliferativen Erkrankung erkrankt sind.

3[Kapitel nicht relevant]

4Klinisches Bild

4.1Symptome

Die MBL ist keine Erkrankung, sondern zunächst ein Laborbefund. Sie ist per definitionem asymptomatisch. Klinische Symptome wie Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Fieber o. a. können Hinweis auf eine manifeste, lymphoproliferative Erkrankung sein.

4.2[Kapitel nicht relevant]

4.3Risiko der Progression

Für eine MBL beträgt das Risiko für den Übergang in eine behandlungsbedürftige CLL oder ein anderes malignes Lymphom ca. 1-2% pro Jahr [7]. Epidemiologische Untersuchungen belegen individuelle Schwankungen in der Progressionswahrscheinlichkeit [56]. Große Analysen haben andererseits gezeigt, dass nahezu jeder CLL eine MBL vorangeht [1].

Die bekannten Progressionsfaktoren der CLL erlauben keine zuverlässige Abschätzung der Progressionswahrscheinlichkeit einer „CLL-type-MBL“. Es lässt sich lediglich feststellen, dass die Prävalenz CLL-typischer zytogenetischer (z.B. del(13q)) oder molekulargenetischer Läsionen (z.B. IgHV-Mutationsstatus) mit steigenden Lymphozytenwerten zunimmt [48]. Obwohl größere Studien hierzu noch fehlen, kann derzeit als praktisch relevanter Grenzwert eine monoklonale B-Zell-Lymphozytose von ≥1,9 G/l angesehen werden (s.u.).

5Diagnose

5.1Diagnostik

Die Diagnose einer MBL ist häufig ein Zufallsbefund. Liegen konkrete Verdachtsmomente für eine lymphoproliferative Erkrankung vor, insbesondere eine persistierende Lymphozytose, resultiert die Diagnose einer MBL in der Regel aus der entsprechenden Ausschlussdiagnostik. Ein diagnostischer Algorithmus ist in der nachfolgenden Übersicht dargestellt, siehe Abbildung 1.

Abbildung 1: Differentialdiagnostik der B-Zell-Lymphozytose 
1  NHL-typische Symptome: B-Symptome (Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust), Autoimmunzytopenien, opportunistische Infekte2  Die aleukämische Verlaufsform der CLL wird als kleinzelliges lymphozytisches Lymphom (SLL) klassifiziert.

6[Kapitel nicht relevant]

7[Kapitel nicht relevant]

8Verlaufskontrolle und Nachsorge

8.1Verlaufskontrolle

Ziele von Verlaufskontrollen sind initial der Ausschluss einer behandlungsbedürftigen, lymphoproliferativen Erkrankung in einem früheren Stadium und im weiteren Verlauf eine möglichst frühzeitige Erfassung der Entwicklung hin zu einer prognostisch ungünstigen oder behandlungsbedürftigen, lymphoproliferativen Erkrankung.

Da 90% der Individuen mit einer MBL und einer stabilen Lymphozytose von <1,9 G/l keine Progredienz über 5 Jahre zeigen, erscheint in diesem Kollektiv eine einmalige Verlaufskontrolle per Immunphänotypisierung 6-12 Monate nach Erstdiagnose als ausreichend [5], siehe Tabelle 1.

Individuen mit einer Lymphozytose ≥1,9 G/l weisen ein höheres Progressionsrisiko auf, weswegen in diesem Kollektiv regelmäßige Kontrollen in Abständen von 6-12 Monaten indiziert erscheinen. Zusätzlich zur Immunphänotypisierung sollte hier auch eine körperliche Untersuchung, evtl. auch erweitert um eine sonographische Untersuchung des Abdomens einschließlich Lymphknoten-Sonographie, zur Erkennung einer Lymphadenopathie oder von Organomegalien durchgeführt werden [5].

Tabelle 1: Kontrollen MBL 

Zeitpunkt

Kollektiv

Intervall

Methode

Erstdiagnose

Alle

einmalig

Immunphänotypisierung, klinische Untersuchung

Verlauf

< 1,9 G B-Zellen

einmalig nach 6-12 Monaten

Differentialblutbild, evtl. Immunphänotypisierung

≥ 1,9 G/l B-Zellen

regelmäßig alle 6-12 Monate

Differentialblutbild, evtl. Immunphänotypisierung, klinische Untersuchung

Ab ≥5,0 G/l B-Zellen oder bei zusätzlichem Auftreten Lymphom-typischer Symptome (z.B. Lymphadenopathie, Splenomegalie, Autoimmun-Zytopenie) liegt eine manifeste lymphoproliferative Erkrankung (CLL etc.) vor. Zur entsprechenden Diagnostik siehe dort.

9Literatur

  1. Landgren O, Albitar M, Ma W et al. B-cell clones as early markers for chronic lymphocytic leukemia. N Engl J Med 360:659-667, 2009. PMID:19213679

  2. Marti GE, Rawstron AC, Ghia P et al. Diagnostic criteria for monoclonal B-cell lymphocytosis. Br J Haematol 130:325-332, 2005. DOI:10.1111/j.1365-2141.2005.05550.x

  3. Mulligan CS, Thomas ME, Mulligan SP. Monoclonal B-cell lymphocytosis and chronic lymphocytic leukemia. N Engl J Med. 2008;359:2065-2066, 2008. PMID:18987375

  4. Rawstron AC, Bennett FL, O'Connor SJ et al. Monoclonal B-cell lymphocytosis and chronic lymphocytic leukemia. N Engl J Med 359:575-583, 2008. PMID:18687638

  5. Rawstron AC. Monoclonal B-cell lymphocytosis. Hematology Am Soc Hematol Educ Program 430-439, 2009. PMID:20008229

  6. Rossi D, Sozzi E, Puma A et al. The prognosis of clinical monoclonal B cell lymphocytosis differs from prognosis of Rai 0 chronic lymphocytic leukaemia and is recapitulated by biological risk factors. Br J Haematol 146:64-675, 2009. DOI:10.1111/j.1365-2141.2009.07711.x

  7. Shanafelt TD, Ghia P, Lanasa MC et al. Monoclonal B-cell lymphocytosis (MBL): biology, natural history and clinical management. Leukemia 24:512-520, 2010. DOI:10.1038/leu.2009.287

  8. Shanafelt TD, Kay NE, Rabe KG et al. Brief report: natural history of individuals with clinically recognized monoclonal B-cell lymphocytosis compared with patients with Rai 0 chronic lymphocytic leukemia. J Clin Oncol 27:3959-3963, 2009. DOI:10.1200/JCO.2008.21.2704

10[Kapitel nicht relevant]

11[Kapitel nicht relevant]

12[Kapitel nicht relevant]

13[Kapitel nicht relevant]

14[Kapitel nicht relevant]

15Anschriften der Verfasser

Prof. Dr. med. Monika Brüggemann
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Klinik für Innere Medizin II
Hämatologie und Onkologie
Langer Segen 8-10
24105 Kiel
Ao. Univ. Prof. Dr. Alexander Egle
Landeskrankenhaus Salzburg
3. Med. Universitätsklinik für Hämatologie
Müllnerhauptstr. 48
A-5020 Salzburg
Dr. med. Michael Gregor
Luzerner Kantonsspital
Departement Medizin
Hämatologische Abteilung
Spitalstr.
CH-6000 Luzern 16
Prof. Dr. med. Karl-Anton Kreuzer
Klinikum der Universität zu Köln
Klink I für Innere Medizin
Kerpener Str. 62
50937 Köln
Prof. Dr. med. Clemens-Martin Wendtner
LMU Klinikum
Medizinische Klinik und Poliklinik III
Campus Innenstadt
Ziemssenstr. 1
80336 München

16Erklärung zu möglichen Interessenkonflikten

nach den Regeln der DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie und den Empfehlungen der AWMF (Version vom 23. April 2010) und internationalen Empfehlungen

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Reference:

Quellenangabe:

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